Donnerstag, 23. September 2021

Radikalisierung und Raum: Ein blinder Fleck?


Hamburger Gruppe in Syrien/v.l.: Ferhat K. (†), Florim Z. (†), Zulhajrat S., Bilal Z. (†), Matthew B. (†), Kadir T. (†)

Zwischen 2011 und 2018 reisten unzählige Menschen aus Europa nach Syrien und in den Irak, um sich dort Rebellengruppen und islamistischen Terrorgruppen anzuschließen. Darunter waren auch ganze Freundeskreise, die sich radikalisierten und in den Krieg auszogen. Die Forschung versucht nun verstärkt die Dynamiken sozialräumlicher Radikalisierung zu untersuchen. Ein Ansatz, der auch der Prävention Nutzen bringen könnte.

Ein blinder Fleck

In Deutschland erhielten Stadtteile wie Dinslaken-Lohberg, Solingen-Mitte, Frankfurt-Gallus oder Hamburg-Altona in den letzten Jahren traurige Berühmtheit in der medialen Berichterstattung: Ganze Gruppen von jungen Einwohnern waren aus diesen Stadtteilen in Richtung Syrien aufgebrochen, um sich dort islamistischen Gruppierungen anzuschließen und sich am Dschihad zu beteiligen. Wie konnte sich eine derartige Dynamik entfalten?, fragten sich viele Beobachter. Soziale Bindungen, Freundschaften, Gruppendynamik und andere Faktoren spielten gewiss eine wichtige Rolle. Doch warum spielten sich solche Radikalisierungswellen in bestimmten Räumen ab und warum nicht in anderen?

Zumindest im Ausland prominent gewordene Wohnquartiere, die in den Medien als "Ghettos" oder "Problemviertel" geframed wurden, erhielten Eingang in die Thesen zu gruppenbezogenen Radikalisierungsprozessen. Die Banlieus waren beispielsweise Gegenstand von Diskussionen über soziale Ungleichheit und Segregation in der französischen Gesellschaft, die räumliche Desintegrationsprozesse gefördert und einen Nährboden für die Radikalisierung von frustrierten, meist migrantischen und jungen Menschen begünstigt hätten. 

Retrospektiv meinte beispielsweise der französische Soziologe Gilles Kepel, der seit den 1980er Jahren in den Banlieus Feldstudien durchführte, dass die Ursachen für die dortige Radikalisierungswelle vor allem in der fehlenden Teilhabe an Bildung, Aufstiegschancen und in rassistischer Ausgrenzung zu sehen seien. Die Dynamik von Konflikten zwischen der übermächtigen Mehrheitsgesellschaft und den desillusionierten Jugendlichen hätten das Fass zum überlaufen gebracht. "In den zehn Jahren zwischen den Aufständen im Herbst 2005 und den Attentaten von 2014 verschärften sich die neuen Brüche, und die migrantischen Jugendlichen wurden zum symbolischen Zankapfel." Die Jugendlichen in den Pariser Vorstädten seien als "Beurs" von Medien stigmatisiert worden. Dies hätte das Narrativ ausgegrenzter und verfolgter Muslime zusätzlich verstärkt (Kepel 2015).  

Der französische Extremismusforscher, Oliver Roy, wies Kepels Raumorientierung mit dem Verweis auf die Stigmatisierungsgefahren ganzer Stadtviertel zurück, da der Großteil der Bevölkerung in den Banlieus generell friedlich lebe: Nicht die fehlende Integration, Marginalisierung oder Diskriminierung hätten zur Radikalisierung von Jugendlichen in den Banlieus geführt, sondern die Unfähigkeit letzterer ihr Leben positiv abseits von Kriminalität zu gestalten. Der Islamismus diene dagegen quasi nur als Mittel zur Auflösung der eigenen Selbstzweifel und als Kompensation zur eigenen Selbstaufwertung. Die Radikalisierung sei ein Generationenbruch, eine "Revolte junger Leute gegen das, was ihre Eltern repräsentieren" (König 2016).

Die Forschung in Deutschland ging Fragen zu sozialräumlichen Zusammenhängen mit Radikalisierung bislang nur rudimentär nach. Behörden legten empirische Daten zu regionalen Clustern, Bildungskontexten, Delinquenz und anderen Faktoren vor. Sie ermöglichten allerdings bis auf die Feststellung eines primär städtisch bezogenen Radikalisierungsphänomens nur wenige Einblicke in die Kontexteffekte in betroffenen Wohngebieten.

 "Lohberger"-Brigade/Dinslaken/ v.l.: Mustafa K. (†), Eniz A., Hassan D. (†), Marcel L. (†), Phillip B. (†)

Radikalisierungsprozesse sind nach wie vor schwer zu erfassen, auch wenn in einem erst kürzlich veröffentlichten deutschsprachigen al-Qaida-Pamphlet zugestanden wurde: "Ihr müsst wissen, dass die Feinde Allahs in den letzten Jahrzehnten sehr viel Erfahrung gesammelt haben und gewisse Muster erkennen [...]." Diese "Muster" können grob zusammengefasst werden: Radikalisierung wird als phasenweiser Prozess oder als Zustand auf der Mikroebene (individualistische, motivationale bzw. psychologische Bedingungsfaktoren), der Mesoebene (soziologische, gruppendynamische Prozesse und Entwicklungen) und der Makroebene (systemische und soziostrukturelle Dimensionen von Staat und Gesellschaft) beschrieben (Maurer 2017: 51f.; Hegemann/Kahl 2018: 71ff.). 

Die vielen Modelle eignen sich meistens aber nicht zur Generalisierung. Deshalb scheint weitgehend die grundsätzliche Annahme zu bestehen, dass Radikalisierungsprozesse häufig auf sich gegenseitig bedingende Dynamiken individueller Krisen, Umgebungskrisen, gesellschaftlicher Krisen und akzidentiellen Einflüssen zurückzuführen sind, die von den Wissenschaftsdisziplinen jeweils unterschiedlich betont werden (Körting/Molthagen/Öney 2015: 43).

Dass der Raum neben diesen Faktoren eine wichtige Komponente sein könnte, wurde zwar häufig vermutet, aber nur vereinzelt durch Studien untersucht. Der Grund ist auch der erhebliche Aufwand, der für solche Forschungsarbeiten notwendig ist. Feldforschung in bisweilen schwer zugänglichen Wohngebieten ist dafür unumgänglich. Deswegen waren es vor allem Journalisten, Kriminologen aber auch die Praktiker in der Sozial- und Jugendarbeit, der Ausstiegsberatung und der mobilen Beratung, die im Laufe der vergangenen Jahre vor Ort viele Informationen zusammentrugen, die auf Faktoren und Zusammenhänge in sozialen Räumen hinwiesen. Dazu gehören beispielsweise die Beobachtung sozioökonomischer Faktoren, Bildung, Identitäten, Kriminalität, kulturelle/religiöse Backgrounds und Milieus. 

Aus Zuschreibungsprozessen werden Aneignungsprozesse

Anfang dieses Jahres veröffentlichte beispielsweise Michael Gerland, Wissenschaftler, Sozialpädagoge und systemischer Berater, eine interessante Arbeit zu sozialräumlicher Radikalisierung auf ufuq.de. Er beschreibt auf Basis von Medienberichten und Gesprächen mit Aussteigern, Angehörigen, Freundeskreisen und Fachkräften aus zivilgesellschaftlichen und staatlichen Institutionen die Radikalisierung einer Jugendclique aus Hamburg-Altona, aus der mehrere Mitglieder nach Syrien ausgereist waren. Die räumlichen Bedingungen dort beschreibt er folgendermaßen:

"Dieses Milieu formiert sich im Herbst/Winter 2013 in einem typischen Gentrifizierungsgebiet in Hamburg-Altona. Die jugendkulturellen Aneignungsweisen vor Ort sind als Ausdruck der sozialräumlichen Zusammensetzung zu verstehen, welche eine Vielzahl kultureller, bzw. sub-kultureller Strömungen in sich vereint und zu einem bedeutenden Teil aus Familien mit Migrationsgeschichte sowie sog. Patchwork-Familien und Ein-Eltern-Haushalten, jeweils mit zum Teil prekärem sozialem Status besteht. Ihrerseits bedrängt von Modernisierungsprojekten, Start-Up Unternehmen und sog. Szenegastronomie sowie einem ausufernd anmutenden Mietpreisspiegel in einem sich stetig ausdehnenden Bezirkskern. Ein Lebensraum, zu dessen Freizeitangeboten viele ansässige Jugendliche, sowohl in monetärer Hinsicht als auch in Hinblick auf die damit einhergehenden Erwartungen (Kommunikationsformen, Reputationen), kaum Zugang haben."

Gerland beschreibt Jugendliche, die sich also mit den verändernden Bedingungen in ihren Lebensräumen  im Kontext eigener Präkaritätserfahrungen schwer taten. Er beschreibt den Lebensalltag einer Gruppe "atomisierter Individuen" vor Kiosken, Spielhallen und Haltestellen, die mit ihren jeweils eigenen Sehnsüchten und Realitäten konfrontiert waren: Ausbildung, Beruf und Wohlstand. Dass dabei Kriminalität als Mittel zum Zweck eine Rolle spielte, ist auch empirisch von Behörden zu Ausgereisten aus deutschen Großstädten belegt worden. In Hamburg dealten einige von ihnen mit Drogen, träumten von Musik- oder Kampfsportkarrieren. Daraus resultierte ein Habitus, der dem individuellen Versagen und den Versagensängsten ein übertriebenes und narzisstisches Selbstbild entgegensetzte: "Es herrscht ein Klima aus latent misslingenden Anpassungsbemühungen. Man macht sich und den anderen folglich etwas vor und ist zugleich desillusioniert."

Hamburger Gruppe in Syrien

Aus diesem "jugendlichen Nihilismus" inmitten sich auflösender räumlicher Institutionen erwuchs auch eine Grundlage für die islamistische Radikalisierung. Die Jugendlichen suchten nach Kompensation. Erst bildete sich eine isolierte Gruppe dschihadistisch motivierter Männer, die dann an Attraktivität gewann, als Konflikte im Jahr 2013 innerhalb des sozialräumlichen Umfelds in Hamburg-Altona parallel zunahmen. Es kam zur Konfrontation mit der Polizei. Die Jugendlichen, vor allem diejenigen mit Zuwanderungsgeschichte, wurden häufiger verdachtsunabhängig kontrolliert und fühlten sich dadurch provoziert. Tagelange Ausschreitungen folgten, an denen sich die Hamburg-Altoner ebenfalls beteiligten.

Gerland zieht auch mit Verweis auf Gilles Kepel einen Vergleich zu Beobachtungen in anderen Ländern wie Frankreich und Großbritannien, bei denen ähnliche Ausschreitungen durch das "Policing" ausgelöst worden seien und eine Beschleunigung von Desintegrationsprozessen befördert hätten. "Aus Zuschreibungsprozessen werden Aneignungsprozesse. Im Kontext der sich nunmehr komplexer darstellenden Ereignisse und der Suche nach Einordnung generiert sich innerhalb der bezirklichen Jugendszene das Bedürfnis nach einem für sie kohärenten Erklärungsmuster."  

Die sich radikalisierende Gruppe in Hamburg-Altona sah sich entsprechend bestätigt in der Rolle der vom Staat unterdrückten Außenseiter. Sie bekam nunmehr von anderen Jugendlichen aufgrund des neuen Selbstbewusstseins Beachtung geschenkt. Es bildete sich ein Milieu von jihadistisch-motivierten Cliquen, die sich organisierten und sich mit anderen Gruppen wie der "Lies!"-Kampagne vernetzte. Charismatische Wortführer stiegen unter ihnen auf, die sich Eigenschaften religiöser Autoritäten aneigneten. Viele der aus Hamburg stammenden Jihadisten trafen sich zudem in der Wilstorfer Taqwah-Mosche und in der al-Sunna-Moschee in Pinneberg, damals einschlägige Hotspots der Hamburger Salafisten-Szene. Aber auch in nicht-szenetypischen Einrichtungen, ahnungslosen oder wegschauenden Moscheegemeinden und Wohnungen in den jeweiligen Stadtteilen, hatten sich die Salafisten für Schulungen und Anwerbungen unauffällig breitgemacht.

Hamburger Führungsfigur Salim O./späterer Jihadist Matthew B.
2014, als der IS die nordsyrische Stadt Kobane den Kurden zu entreißen versuchte, nahmen schließlich auch Gruppen der Altoner Salafisten-Szene an gewalttätigen Auseinandersetzungen mit kurdischen Aktivisten teil. Gerland beschreibt die Dynamik in dem Stadtteil als Kombination von Verselbstständigung und Verstetigung. Einerseits die Verselbstständigung der Radikalisierung, die sich in den Familien und Konflikten zwischen Einzelnen und Gruppen mit den Institutionen widerspiegelte. Und andererseits die Verstetigung in Form einer sich verdichtenden Manifestierung der jihadistischen Ideologie. Die Gruppen wurden straffer geführt und organisiert. Die Gruppenkohärenz verfestigte sich. Den Einzelnen kamen jeweils Funktionen und Aufgaben zu. Sprachregelungen und -kontinuitäten sicherten die Konstanz fehlender Ambuigitätstoleranz.

Doch was einer "Gleichschaltung" innerhalb dieses scheinbar geschlossenen Systems anmutet, blieb weiter ein dynamischer Prozess von Einstieg und Ausstieg. Doch der syrische Bürgerkrieg und die ethnisch-religiösen Konflikte in Hamburg förderten auch die Bereitschaft einiger Radikalisierter, sich dem IS in Syrien anzuschließen. 

Diese Dynamik der Verstetigung und Verselbstständigung bekam später laut Gerland schließlich eine tiefe Bruchstelle, als sich parallel auch die vermeintliche Kohärenz des jihadistischen "Befreiungskampfes" im Nahen Osten aufzulösen schien. Die Ausreise des 17-jährigen Florent alias "Bilal" aus Altona zum IS und die posthume Veröffentlichung einer Sprachnachricht von ihm an seine Freunde in Hamburg, in der er von den miserablen Lebensbedingungen im Bürgerkrieg berichtete, wirbelte die Hamburger Szene durcheinander. Die Zweifel unter einigen Anhängern wuchsen und Konflikte zwischen ihnen brachen aus. "Die erneute Spaltung bewirkt, dass die Cliquen bald kaum noch aktions- und mobilisierungsfähig sind." Die Ereignisse um "Bilal" hätten den Zerfall der Gruppen beschleunigt. Viele, die blieben, beteiligten sich in der Folge immer wieder an politisch motivierten Straftaten. Sie begingen Brandanschläge, Landfriedensbruch und Körperverletzungen.

Gerland schließt schließlich aus seinem Ereignisbericht, dass "Radikalisierungsprozesse im Zusammenhang mit Strategien der Staatsorgane sowie zivilgesellschaftlichen Reaktionen auf Konflikte und soziale Bewegungen" und "gruppendynamischen Prozessen" stehen würden. So ließen sich Oliver Roys These eines Generationenkonflikts und einer "Islamisierung der Radikalität" mit Jürgen Manemanns Analyse verbinden, derzufolge der urbane Jihadismus auch als eine Pathologie gesellschaftlicher Gegenwart zu deuten sei.

Radikalität, so Gerland, resultiere seiner Meinung nach nicht aus einer ideologischen Verwirklichung, sondern um "Zustände zu beenden, die als nicht mehr erträglich und/oder nicht mehr in den eigenen Lebensentwurf integrierbar wahrgenommen werden." Er warnt daher, die Rolle von Konflikten zwischen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen im Kontext sich radikalisierender Räume zu unterschätzen. Das Radikalisierungsmotiv - "Unrast aufgrund von Missständen und Frustrationen" - würde dadurch zu sehr individualisiert. Die burschikose Umgang mit ihren Motiven würde die Unruhe von Radikalisierten nur verstärken. 

Annäherung durch die Forschung

Dass der Raum und die staatlichen und zivilgesellschaftlichen Institutionen bei gruppenbezogenen Radikalisierungsprozessen eine Rolle spielen könnten, versucht die Forschung nun auch in Deutschland stärker ins Blickfeld zu nehmen. "Radikalisierende Räume" ist der Titel eines vom BMBF geförderten Forschungsprojekts der Universität Bielefeld und der Fachhochschule Münster, das die möglichen Verbindungen zwischen salafistischer Radikalisierung und sozialer Räume untersuchen möchte.

So stellte einer der Projektleiter, Sebastian Kurtenbach, im Juli dieses Jahres bei einer Veranstaltung der "Bundesgemeinschaft religiös begründeter Extremismus" (BAG RelEx) die Ziele des Verbundprojekts vor. Allen Ansätzen zur Erklärung von Radikalisierungsursachen fehle es an einer genauen analytischen Fassung von Extremismus, wenn Radikalisierung als Prozess begriffen werde, so Kurtenbach bei der Veranstaltung. Den bisherigen Zugängen fehle es an einer Festlegung auf Faktoren, wodurch Radikalisierung bedingt werde und entsprechende Kausalitätsannahmen erlaubten. Der Raum sei dabei außer Acht gelassen worden, der als normbeeinflussender Faktor (symbolische Sinndeutungen und Alltagswelten) Bedeutung beigemessen werden müsse.

Man wisse, so Kurtenbach, dass der Raum einen eigenständigen Effekt auf die Lebenschancen von Menschen haben würde, die sich in den Kontexteffekten von Wohngebieten wie Bildungschancen, Gesundheit, Einkommen oder Teilhabechancen widerspiegelten. Die Kriminologie und Stadtsoziologie hätten hierzu bereits mit Mehrebenenmodellen viele und empirisch bewährte Modelle und Konzepte zur Erklärung dieser Kontexteffekte entwickelt und führten individuelle und räumliche Merkmale zusammen. Indem man den Raum miteinbeziehe, würde mehr Wissen zu möglichen Präventionsansätzen gewonnen werden, das zur Vorbeugung von Anfälligkeiten für Radikalisierung beitragen könne.

Ganz wie bei der soziologischen Resilienzforschung komme es in der Praxis der "Gemeinwesenorientierten Arbeit" auf "vorsorgende" und "nachsorgende" Ansätze an. Unter ersteren zählten die Förderung primär- und sekundärpräventiver Ansätze, des gesellschaftlichen Zusammenhalts, die politische Bildung sowie die Aufklärung und die Organisation von Intergruppenkontakten. Bei dem nachsorgenden Ansatz komme es zwar ebenfalls auf die Förderung sekundär- und tertiärpräventiver Ansätze an, aber auch auf die Aufarbeitung, "wie es zu Radikalisierung im Stadtteil gekommen" sei, die Erarbeitung von Maßnahmen zur Eindämmung radikaler Gruppen vor Ort sowie die Ausarbeitung von Zielformulierungen und Kooperationen, so Kurtenbach.

Um diese Community-basierten Ansätze wirksam anwenden zu können, plant das Forschungsprojekt die Untersuchung von drei ausgewählten Stadtvierteln, die "in ihrer Sozialstruktur ähnlich" seien, in denen aber die salafistische Szene unterschiedlich aktiv und im Raum präsent sei. Jeweils ein Jahr würden die Stadtteile mithilfe von drei Teilstudien im Rahmen von Untersuchungen zur Ethnografie, standardisierten Befragungen und Leitfadeninterviews untersucht werden, was verdeutlicht, wie aufwendig solche Studien in Wirklichkeit sind. Mit ersten Ergebnissen der Großstudie wird Ende dieses Jahres gerechnet.

Literatur:

Gerland, Michael (2021): Die Dynamik sozialräumlicher Radikalisierung - Das Beispiel Hamburg-Altona, ufuq.de, https://www.ufuq.de/die-dynamik-sozialraeumlicher-radikalisierung-das-beispiel-hamburg-altona/.

Hegemann, Hendrik/Kahl, Martin (2018): Terrorismus und Terrorismusbekämpfung, Wiesbaden. 

Körting, Ehrhart/Molthagen, Dietmar/Öney, Bilkay (2015): Ergebnisse des Expertengremiums der Friedrich-Ebert-Stiftung zur Auseinandersetzung mit islamistischen Extremismus und Islamfeindlichkeit, in: Molthagen, Dietmar (Hrsg.): Handlungsempfehlungen zur Auseiandersetzung mit islamistischem Extremismus und Islamfeindlichkeit, Friedrich-Ebert-Stiftung Forum Berlin, Berlin.

Kepel, Gilles (2016): Terror in Frankreich. Der neue Dschihad in Europa, München.

König, Jürgen (2016): Revolution oder Radikalisierung. Frankreichs Intellektuelle streiten über Terror-Ursachen, in Deutschlandfunk, https://www.deutschlandfunk.de/revolution-oder-radikalisierung-frankreichs-intellektuelle.691.de.html?dram:article_id=363033.

Maurer, Thomas (2017): Die Pluralität der Radikalisierung - Eine systemische Analyse der Theorieansätze zur Radikalisierungsforschung, in: Journal for Deradicalization, Nr. 13, S. 49-100.

Forschungsprojekt "Radikalisierende Räume", Internetpräsenz: https://radikalisierende-raeume.de/.