Der Österreicher Mohamed Mahmoud gehört zu den schillerndsten europäischen Mitgliedern der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS). Neben seinem Freund Denis Cuspert prägt Mahmoud die Gruppe wie kein anderer aus dem deutsch-sprachigen Raum. Im Internet steht er stellvertretend dafür, wie weit die Verrohung bereits fortgeschritten ist.
Fast täglich veröffentlichen Mohamed Mahmoud und andere deutsche Dschihadisten ihre Propaganda für den IS im Irak und in Syrien. Minderheiten werden verhöhnt, Exekutionen und Scharia getreue Strafmaßnahmen glorifiziert sowie pseudo-theologische Schriften verbreitet. Mohamed Mahmoud bleibt aber trotz seiner Emigration ins Kalifat in seinen traditionellen Freund-Feind-Bildern verhaftet: Im Internet hetzt er gegen westliche Politiker, ehemalige Glaubensbrüder in der Szene und beleidigt Journalisten.
Fast täglich veröffentlichen Mohamed Mahmoud und andere deutsche Dschihadisten ihre Propaganda für den IS im Irak und in Syrien. Minderheiten werden verhöhnt, Exekutionen und Scharia getreue Strafmaßnahmen glorifiziert sowie pseudo-theologische Schriften verbreitet. Mohamed Mahmoud bleibt aber trotz seiner Emigration ins Kalifat in seinen traditionellen Freund-Feind-Bildern verhaftet: Im Internet hetzt er gegen westliche Politiker, ehemalige Glaubensbrüder in der Szene und beleidigt Journalisten.
Staatenloser Österreicher
Im März 2013 griffen die türkischen Behörden den untersetzten Mann an der türkisch-syrischen Grenze auf. Bei der Kontrolle hatte sich der Mann ihnen gegenüber mit einem libyschen Pass ausweisen können. Doch die Papiere ließen die Beamten offenbar zweifeln. Es waren schlechte Fälschungen. Mahmoud wurde festgenommen. Ein Jahr lang saß der Österreicher in der türkischen Stadt Konya in Haft, da er keine gültige Einreiserlaubnis für die Türkei hatte. Seinen österreichischen Pass hatte er unglücklicherweise Monate zuvor in Ägypten vor laufender Kamera verbrannt und mit seinem früheren Leben des Mohamed Mahmoud endgültig gebrochen. Von nun an hieß er nur noch "Abu Usama al-Gharib".
Doch im August 2014 ließen die türkischen Behörden den notorischen Gotteskrieger überraschend frei. Ein Auslieferungsgesuch Österreichs hatte die türkische Regierung abgelehnt. Mahmoud tauchte in der Folge unter und setzte sich dann wenige Tage nach seiner Entlassung nach Syrien ab. IS-Anhänger berichteten, dass Mahmoud frei kam, weil er Teil eines Deals zwischen der Terrorgruppe und der türkischen Regierung gewesen sei. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wollte mehrere in Mossul als Geiseln genommene Diplomaten und Soldaten wieder frei bekommen. Im Gegenzug verlangte die IS-Führung die Freilassung dutzender führender IS-Funktionäre aus türkischen Gefängnissen. Der Deal funktionierte offensichtlich.
Gehobenes Management ?
In Freiheit und in Syrien angelangt, reiste Mohamed Mahmoud in die im Nordosten des Landes gelegene Stadt Raqqa weiter, wo er mit offenen Armen von der Terrorgruppe empfangen wurde. Es waren bereits dutzende deutsche Kämpfer in der Stadt unterwegs. Ehemalige Anhänger von "Millatu Ibrahim" und andere Dschihadisten aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich Kampfbrigaden angeschlossen, die die syrische Rebellen und Regime-Truppen attackierten. Darunter waren auch Denis Cuspert alias "Abu Talha al-Almani" und Silvio K. alias "Abu Azzam al-Almani", die bei der Terrorgruppe bereits durch Auftritte in mehreren Propagandavideos zur Prominenz in den Reihen der Extremisten gehörten.
Mahmoud galt als Kopf des Solinger Vereins "Millatu Ibrahim" sowie als gestandender Medien-Profi salafistischer Propaganda von Anfang an zum Kreis des gehobenen Managements des IS. Auch kannte Mahmoud bereits viele Kämpfer aus Deutschland, Ägypten und Libyen, mit denen er sich nach seiner Ausreise aus Deutschland 2012 in Ägypten und Libyen herumgetrieben hatte. In Raqqa wurde er nach seiner langen und glücklosen Odysee durch Nordafrika und die Türkei genau das, was er schon immer sein wollte: ein Terrorist, Ideologe und Kämpfer, dessen zunächst verbale Provokationen in Deutschland nun in Syrien in Taten umgesetzt werden konnten.
Dass Mahmoud zum obersten Machtzirkel des IS gehören könnte, ist dagegen unwahrscheinlich. Mit Ausnahme von Reda Seyam, über den irakische Medien derzeit berichten, dass er als eine Art Bildungsminister des IS Bibliotheken und Universitäten in Mossul niederreißen lässt, verfügt Mahmoud wohl nicht über unmittelbare Verbindungen zu den irakischen Führungsleuten um den Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi. Vielmehr fungiert Mahmoud mit seiner großen Erfahrung mit Medien als eine Art Propaganda-Chef der deutschen Sektion, auch wenn er sicher nicht der einzige ist.
Mahmoud galt als Kopf des Solinger Vereins "Millatu Ibrahim" sowie als gestandender Medien-Profi salafistischer Propaganda von Anfang an zum Kreis des gehobenen Managements des IS. Auch kannte Mahmoud bereits viele Kämpfer aus Deutschland, Ägypten und Libyen, mit denen er sich nach seiner Ausreise aus Deutschland 2012 in Ägypten und Libyen herumgetrieben hatte. In Raqqa wurde er nach seiner langen und glücklosen Odysee durch Nordafrika und die Türkei genau das, was er schon immer sein wollte: ein Terrorist, Ideologe und Kämpfer, dessen zunächst verbale Provokationen in Deutschland nun in Syrien in Taten umgesetzt werden konnten.
Dass Mahmoud zum obersten Machtzirkel des IS gehören könnte, ist dagegen unwahrscheinlich. Mit Ausnahme von Reda Seyam, über den irakische Medien derzeit berichten, dass er als eine Art Bildungsminister des IS Bibliotheken und Universitäten in Mossul niederreißen lässt, verfügt Mahmoud wohl nicht über unmittelbare Verbindungen zu den irakischen Führungsleuten um den Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi. Vielmehr fungiert Mahmoud mit seiner großen Erfahrung mit Medien als eine Art Propaganda-Chef der deutschen Sektion, auch wenn er sicher nicht der einzige ist.
Propaganda-Plattform, die Mahmoud nahe stehen soll |
Für diese Annahmen spricht, dass Mahmoud nur wenige Wochen nach seiner Ankunft im syrischen Raqqa die als "Dichterin des islamischen Staates" bekannt gewordene Islamistin Ahlam Al-Nasr ehelichte. Zusammen mit ihr und anderen Djihadisten baute Mahmoud ein Medienimperium für die Verbreitung der IS-Propaganda auf. Einschlägige Plattformen wie die "Medienfront zur Unterstützung des islamischen Staates" und "al-ghuraba media" können Mahmoud und seinem Umfeld zugeordnet werden. Sowohl in deutscher als auch arabischer Sprache werden professionell gestaltete Grafiken und Texte veröffentlicht. Sie betreffen sowohl theologische Themen, tagespolitische Ereignisse im Machtbereich des IS sowie voyeuristisch inszenierte Propaganda.
Aufnahmen von gut besuchten Märkten und vollen Warenkörben zeigen das vermeintlich angenehme Leben in IS-Hochburgen wie Mossul und Raqqa. Genauso werden Massaker an religiösen und ethnischen Minderheiten sowie Bestrafungsaktionen wie Zwangsamputationen, Kreuzigungen, Enthauptungen und Steinigungen als durch die Scharia gedeckte Rechtsdurchsetzung gepriesen.
Neben dieser Arbeit setzt sich Mahmoud selbst immer wieder als hartgesottener Krieger und Scharfmacher in Szene. Bilder zeigen ihn in Raqqa mit einem breiten Grinsen im Gesicht neben enthaupteten syrischen Soldaten kauern. Mit Denis Cuspert und anderen Deutschen wie Nadir H. und Silvio K. tauchte er bisher immer wieder in Videos auf Youtube oder anderen Medien-Plattformen auf.
Ein vom Februar 2015 datiertes Video zeigt Mahmoud, Nadir H. und Cuspert gemeinsam in einem syrischen Dorf, möglicherweise in den Provinzen Homs oder Deir Ezzor. Cuspert berichtet darin, man reinige gemeinsam die Moscheen, indem man Süßigkeiten an die Kinder verteile, "um die Herzen der Menschen ein bisschen zu gewinnen". Hinter ihm steht ein wohl gesättigter Mahmoud in prophetischer Haltung auf den Stufen eines Hauseingangs, der sich sichtlich in der Rolle des Gönners gefällt.
Deutschland weiterhin im Visier
Trotz der Tatsache, dass Mahmoud mit seinem alten Leben in Europa abgeschlossen hat, beobachtet er die Ereignisse in Deutschland aufmerksam. Anschlagswarnungen werden von ihm sarkastisch und mehrdeutig kommentiert. Die Prediger in Berlin und Frankfurt, die sich gegen den IS positioniert haben, werden von ihm verdammt. Alle wahren Gläubigen werden zur hijra (Ausreise) nach Syrien und Irak aufgerufen.
Beobachter, die Mahmoud publizistisch in der Vergangenheit begleitet hatten, bepöbelt er und droht ihnen. Als die Islamwissenschaftlerin Claudia Dantschke in Washington auf ihren Flug wartete schrieb ihr Mahmoud, er hoffe sie stürze mit dem Flugzeug ab. Ähnliche Drohgebährden schickte Mahmoud auch an Journalisten vom SPIEGEL und der "Welt": Solange es noch genug Kuffar wie Flade und Lehberger zum Schlachten gebe, fehle es ihm an nichts, so Mahmoud. Auch den Blog erreichten in der Vergangenheit via "Twitter" Drohungen von Mahmoud.
Aufstieg in der ISIS-Hierarchie?
Neue Bildaufnahmen weisen darauf hin, dass Mahmoud in der Hierarchie des sog. Islamischen Staates möglicherweise aufsteigen konnte. So zeigen diese ihn mit einem Chefideologen der Terrorgruppe - dem Bahraini Turki al-Binali alias Abu Sufyan as-Sulami - in einer Moschee in Raqqa.
Der 1984 geborene Mufti gilt als einer der einflussreichsten Personen der neuen Djihadisten-Generation. Mahmoud und seine Freunde von Millatu Ibrahim veröffentlichten in der Vergangenheit mehrere Fatwas von al-Binali in deutscher Übersetzung. Möglicherweise ist Mahmoud als Schüler nun zur rechten Hand al-Binalis aufgestiegen, was jedoch nicht mit einem Zuwachs an Kompetenzen einhergehen muss. Al-Binali lieferte wohl für Mahmouds Medienkanäle immer wieder Wortbeiträge, Gesprächsprotokolle und Schriften, die über die einschlägigen sozialen Netzwerke verbreitet wurden.
Der 1984 geborene Mufti gilt als einer der einflussreichsten Personen der neuen Djihadisten-Generation. Mahmoud und seine Freunde von Millatu Ibrahim veröffentlichten in der Vergangenheit mehrere Fatwas von al-Binali in deutscher Übersetzung. Möglicherweise ist Mahmoud als Schüler nun zur rechten Hand al-Binalis aufgestiegen, was jedoch nicht mit einem Zuwachs an Kompetenzen einhergehen muss. Al-Binali lieferte wohl für Mahmouds Medienkanäle immer wieder Wortbeiträge, Gesprächsprotokolle und Schriften, die über die einschlägigen sozialen Netzwerke verbreitet wurden.
Mohamed Mahmoud in der al-Nur Moschee in Raqqa |
Eine andere Version über die Beziehung der beiden Prediger lieferen die österreichischen Geheimdienste, wie ein Journalist des "Kurier" im vergangenen März schrieb: Mohamed Mahmoud sei bereits im September 2014 mit Turki al-Binali nach Libyen gereist. In dem Bürgerkriegsland, dass nach dem NATO-Eingreifen nicht zur Ruhe kommt und in dem der IS mittlerweile massiv an Boden gewinnt, soll al-Binali in der Stadt Sirte ein Hauptquartier der Terrorgruppe aufgeschlagen haben.
Ob die Vermutungen der Geheimdienste tatsächlich zutreffend sind, ist stark zu bezweifeln. Denn fraglich ist, wie die mittlerweile weltweit bekannten Terroristen ohne gültige Papiere (auch mit gefälschten) aus Syrien nach Libyen ausreisen konnten, ohne dass dies internationalen Geheimdiensten aufgefallen wäre.
Ob die Vermutungen der Geheimdienste tatsächlich zutreffend sind, ist stark zu bezweifeln. Denn fraglich ist, wie die mittlerweile weltweit bekannten Terroristen ohne gültige Papiere (auch mit gefälschten) aus Syrien nach Libyen ausreisen konnten, ohne dass dies internationalen Geheimdiensten aufgefallen wäre.
Bahrainischen Medienberichten zufolge war al-Binali im Jahr 2013 zwar tatsächlich in Libyen und empfing dort bei mehreren Predigten viele Dschihadisten. Er reiste jedoch über die Stationen Marokko, Yemen und Syrien zunächst wieder zurück nach Bahrain. Im Frühjahr 2014 kündigte al-Binali seine Reise ins islamische Kalifat an und traf kurz darauf in Raqqa ein, wo er auch unter anderem eine deutsche Kämpfertruppe besuchte. Ein Video auf Mohamed Mahmouds Youtube-Kanal - der zu diesem Zeitpunkt noch im türkischen Gefängnis saß - zeigt al-Binali mit Denis Cuspert in einer Moschee miteinander plaudern.
Im Herbst 2014 - so berichtet es die Washington Post - sei al-Binali wieder ins libysche Sirte gereist und soll dort seitdem im Auftrag des selbsternannten Kalifs Abu Bakr al-Baghdadi den libyschen Ableger von ISIS ideologisch anführen. Doch auch bei ihm scheint dies unwahrscheinlich zu sein. Denn Bilder legen wie bei Mahmoud nahe, dass al-Binali als frisch gebackener Vater nach wie vor in Syrien weilt.