IS-Kämpfer Christian L.: Tod in der Wüste

Der Dortmunder Christian L. reiste 2015 nach Syrien, um sich der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) anzuschließen. Anfang August soll er im Südosten des Landes bei Kämpfen getötet worden sein.

Der Dortmunder IS-Kämpfer Christian L. ist nach Informationen von "Erasmus Monitor" in Syrien ums Leben gekommen. Der 29-Jährige starb bereits am 9. August bei schweren Gefechten zwischen dem IS und syrischen Regimetruppen südöstlich der Stadt al-Suknah. Der Deutsche wurde inzwischen auf Bildern und in Videos der libanesischen Hisbollah-Miliz identifiziert, die auch dem Blog vorliegen.

1987 im westfälischen Hamm geboren soll Lappe zunächst eine Dortmunder Realschule besucht haben. Laut Verwandten habe er eine normale Kindheit verbracht. Computer-Spiele, Sport und Reisen ins Ausland hätten seinen Alltag geprägt. An seiner Schule sei er Schülersprecher gewesen und hätte als belesen und intelligent gegolten. Eine schwere Krankheit ab 2009 habe dann sein bis dahin unbeschwertes Leben nach und nach ausgebremst. Eine Notoperation hätte ihm schließlich das Leben gerettet. Die Krankheit sei auch die Ursache dafür gewesen, dass L. sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens gemacht habe. In der Folge konvertierte Lappe 2012 zum Islam und habe sich zunächst unauffällig verhalten. Er habe seinen Realschulabschluss im Jahr 2013 nachgeholt.

Anschließend habe er versucht das Abitur an einer Fernuniversität nachzuholen und sich währenddessen mit Nebenjobs durchgeschlagen. Er wollte später Psychologie studieren und mit Kindern arbeiten. Doch 2014 habe er mit der damals 16-jährigen Yasmina E. M. Bekanntschaft gemacht und heiratete sie. Das aus Marokko stammende Mädchen wuchs in schwierigen Verhältnissen auf. Sie brachte laut L.'s Verwandten ihren Ehemann in Berührung mit dem radikalen Gedankengut der Salafisten-Szene. Das Gymnasium brach Lappe 2015 ab.

Lappe hielt sich bis zu seiner Ausreise im Umfeld radikaler Prediger auf, beteiligte sich auch an der Koranverteilungsaktion "Lies!". Er besuchte einschlägig bekannte Moscheen in Dortmund, Frankfurt und Dinslaken und lernte eine Vielzahl bekannter Personen des deutschen IS-Netzwerks kennen, darunter auch in Hildesheim. Schließlich reiste er gemeinsam mit seiner Ehefrau am 8. August 2015 trotz polizeilicher Überwachungsmaßnahmen über den Balkan und die Türkei nach Syrien aus und schloss sich dort dem IS an. Er lernte dort auch viele bekannte deutsche Kämpfer kennen, darunter sollen auch Mohamed Mahmoud und Denis Cuspert gewesen sein.

Ende letzten Jahres sorgte der Dortmunder schließlich mit einem Propagandavideo für Aufsehen. In dem 8-minütigen Film rief er als "Abu Issa al-Almani" zum Dschihad und zu Anschlägen in westlichen Ländern auf. Auch ließ er sich bei öffentlichen Auspeitschungen und Amputationen des IS mutmaßlich in Abu Kamal filmen. Verwandte gehen davon aus, dass er sich an weiteren Gräueltaten wie Exekutionen beteiligte. Nach der Belagerung von Raqqa zog er sich wie viele andere Deutsche in die Kleinstadt Mayadin in der syrischen Provinz Deir Ezzor zurück.

Lappe, der zum Islam konvertierte, weil er das Leid in der Welt nicht verstanden haben soll und den Frieden anfangs im Islam zu finden glaubte, verbreitete nachweislich selbst Leid und Schrecken. Seinen letzten Kampf für die brutale Terrororganisation verlor er schließlich im Nirgendwo der syrischen Steppe.