Dschihadist Philip N.: Von der Elbe in den Heiligen Krieg


Phillip N. reiste im vergangenen Jahr nach Syrien und schloss sich einer dortigen Extremistengruppe an. Er knüpfte Kontakte zu anderen Deutschen und verbreitet wie sie Propaganda über soziale Netzwerke. Wer ist der Mann?

Viel ist über Phillip N. nicht zu ermitteln. Er fiel aber durch seine häufig wechselnden Accounts in sozialen Netzwerken auf. Auf Bildern nimmt er häufig eine martialische Körperhaltung ein. Kleine Bekanntheit erlangte er zudem mit einem Live-Stream aus Syrien auf dem Streaming-Portal "Younow", wo er um Spenden bat aufgrund der schwierigen Lebensbedingungen vor Ort. 

Irgendwann im letzten Jahr dürfte N. seine Heimat Hamburg in Richtung Syrien verlassen haben. Nun nennt er sich "Abu Khaled al-Almani" und absolvierte offenkundig eine Ausbildung in einem Trainingslager für Dschihadisten.

Phillip N. kommt ursprünglich aus Itzehoe, einer Kleinstadt in Schleswig-Holstein. Er soll auf eine dortige Gesamtschule gegangen sein, danach wechselte er an ein Berufsbildungszentrum. Laut Freunden, die der Blog anfragte, hatte N. damals viele Bekannte, trank Alkohol und rauchte gelegentlich. 

Dagegen soll das familiäre Umfeld von N. weniger optimal gewesen sein. Mit seiner Mutter habe der junge Mann viele Konflikte gehabt, berichtet ein ehemaliger Weggefährte. "Er ist nicht sehr christlich aufgewachsen." Irgendwann sei es zu Hause eskaliert und er wäre von der Mutter in die Obhut eines Jugendheims abgegeben worden sein. 

Wie Phillip N. später zum Islam kam, kann nur vermutet werden. Bilder auf älteren Accounts auf Facebook zeigen ihn häufiger in der örtlichen Ditib Moschee, die Ulu Camii Itzehoe, wo er im Jahr 2014 auch konvertierte. Das dortige Umfeld unterhält aber offenkundig auch Kontakte zu fragwürdigen Personen mit Verbindungen ins islamistische Milieu in Hamburg. 

Immer wieder wurde der türkischen Dachorganisation Ditib in der Vergangenheit vorgeworfen, gewaltbereiten Islamisten zu viel Spielraum in ihrem Umfeld zu gewähren. Ob in Dinslaken, Leverkusen oder Berlin. Zweifellos hat das auch mit den kongruenten Bezugsverhältnissen auf den Syrien-Krieg zu tun. Türkische Nationalisten und Salafisten hegten überwiegend Sympathien für die syrische Rebellion. Die einen wegen der ethnischen Verwandtschaft zwischen Türken und ehemaligen Osmanen. Die anderen aufgrund religiös-sektiererischen und anti-nationalistischen Motiven.

Nach Hamburg soll Phillip N. schließlich später gegangen sein und eine Familie gegründet haben. Wer N. maßgeblich radikalisierte ist letztlich unklar. Aus dem ehemaligen Umfeld des Konvertiten wird kolportiert, ein Hamburger Salafist "mit Kontakten zu al-Qaida" habe ihn indoktriniert. Auch durch die Ditib-Moschee in Itzehoe habe N. "schlechten Umgang" bekommen.

Verantwortliche der Moschee wollten sich dazu nicht gegenüber dem Blog äußern.  Phillip N. selbst schrieb nach dem Tod des Allgäuer Dschihadisten Erhan A. in Syrien im August, dass dieser ihm dabei geholfen habe nach Syrien "herzukommen". Er habe ihn dort auch persönlich getroffen. Erhan A. hatte bereits 2015 dem Blog bestätigt, dass er auch anderen Deutschen die Einreise nach Syrien ermöglicht habe.