IS-Kämpfer Usman A.: "Baue eine Bombe in Mamas Küche"





















Der Islamische Staat (IS) vermeldete Anfang dieses Jahres den Tod eines deutschen Kämpfers. Der Mann soll kein Unbekannter sein.
 
Propagandist des IS

Anfang Januar verbreitete die Terrorgruppe IS die Meldung über den Tod eines Deutsch-Pakistaners in Irak. „Abu Jandal al-Almani“ sei in der Schlacht mit der irakischen Armee um die strategisch wichtige Stadt Baiji getötet worden. Dort steht die größte Ölraffinerie des Landes. Usman A. alias Abu Jandal wurde von vielen Kämpfern und Anhängern des IS gewürdigt. Millatu Ibrahim-Gründer Mohamed Mahmoud alias Abu Usama al-Gharib erinnerte an seinen „geliebten Bruder“. Möglicherweise standen die beiden in einer engeren Beziehung in Syrien. Der Getötete soll auch im Irak mit der Kamera Kämpfe aufgenommen haben.

Usman A., der nach Angaben des Verfassungsschutzes Baden-Württemberg viele Jahre in Mannheim lebte, war auch unter deutschen Salafisten sehr beliebt. So soll der Mann jahrelang den Youtube-Kanal „Shababul Islam Media“ betrieben und dutzende Videos mit Reden von Terror-Anführern hochgeladen haben. Vor allem schätzen ihn seine ehemaligen Mitstreiter für seine Videos mit Übersetzungen des jemenitischen al-Qaida-Anführers Shaykh Anwar al-Awlaki, der durch die CIA im Jahr 2011 mithilfe eines Drohnenschlags getötet wurde. al-Awlakis intellektuell hochgestochenen Reden faszinierten Islamisten auf der ganzen Welt.

Aber auch Videos über den syrischen Bürgerkrieg lassen sich auf dem Kanal von Usman A. finden. Es sind vor allem sektiererische Darstellungen, bei denen die „Ungläubigen“ in den Fokus gerückt werden. Ein Video zeigt fanatisch tanzende Menschen, „syrische Alawiten“, die ihren Führer Bashar al-Assad feiern. Ein Mann soll - laut Untertitel im Video - behaupten, dass Assad mächtiger und größer sei als Allah. Koranverse, die im Anschluss eingeblendet werden, fordern unzweideutig zur Bestrafung der religiösen Minderheit in Syrien auf.

Offenbar waren A. und seine Mitstreiter auch für die deutsche Übersetzung eines Handbuchs zum Bombenbau verantwortlich. Mit dem Titel „Baue eine Bombe in Mamas Küche“ in Anlehnung auf einen Artikel im  al-Qaida-Heft "Inspire", mit dem auch Christian E. und Robert B. in England erwischt worden waren, wird auf elf Seiten dargestellt, wie chemische Laien mithilfe von einfachen Komponenten wie Eisenrohren, Zucker sowie den beiden aus Streichhölzern gewonnen Reaktionsstoffen Tetraphosphortrisulfid und Kaliumchlorat hochexplosive Apparate basteln könne.

„Die Juden und Christen haben die Muslime entehrt, unsere heiligen Orte entweiht und und den geliebten Propheten verflucht“, begründete der als Autor bezeichnete "Terroristen Chefkoch" die Angriffe auf die „Kuffar“. „Die westlichen Regierungen von heute führen einen unerbittlichen Krieg gegen den Islam.“ Die Attentate von Nidal Hassan, Arid Uka und Faysal Shahzad seien daher Vorbilder für die „Ummah“, um mit weiteren Attacken vielleicht auch westliche Spitzenpolitiker wie den US-Präsidenten zum Rücktritt zu zwingen.

Usman A.


Eine seltene Ehre

Möglicherweise war Usman A. anfangs Anhänger von Predigern wie Pierre Vogel, Abou Nagie und Abu Abdullah im Rhein-Main-Gebiet an. Ältere Videoaufnahmen, veröffentlicht durch Reda Seyams islamistische Medien-Plattform „Al Risalah“, zeigen den Mann mit dem traditionellen Imamah und dem schwarzen Bart mehrere Male bei den Anti-Karikaturen-Protesten im Mai 2012 in Bonn, an denen ebenfalls dutzende der heute für den IS kämpfenden Salafisten teilnahmen. Der Deutsch-Pakistaner, der schon damals durch seine intensiven Blicke und dem Grimassen-reichen Mienenspiel auffiel, hörte auch den Reden Abu Abdullahs zu, der bei den damaligen Protesten gegen Pro-NRW eine Führungsrolle einnahm.

Nach Angaben des Verfassungsschutzes, der A. offenkundig überwachte, bewegte sich der Deutsch-Pakistaner lange Zeit im radikalen Milieu der Mannheimer Salafisten und beteiligte sich dort auch am "Lies"-Projekt. Später zog A. nach Solingen und könnte sich dann vor allem im Kreise von Millatu Ibrahim-Anhängern bewegt haben, worauf die öffentliche Trauer Mohamed Mahmouds hinweist.

Bevor A. in den nahen Osten reiste, hatten ihm die Behörden den Reisepass abgenommen. Dies hinderte den jungen Mann jedoch nicht daran, sich dem Dschihad anzuschließen. Im Dezember 2014 soll A. einem Kontaktmann, dem in Bayern bekannten Islamisten Erhan Aydeniz, über "WhatsApp" noch eine Nachricht geschrieben haben. Im Januar wurde Usman A. in Baiji/Irak offenbar getötet. Sein Tod wurde in offiziellen IS-Medien gewürdigt. Wie der Verfassungsschutz schreibt sei dies "eine Ehre, die bislang noch keinem aus Deutschland stammenden Kämpfer in diesem Umfang zuteil wurde. Dies zeigt offenkundig die herausragende Stellung des Toten in der IS-Medienhierarchie."