Reda Seyam: Degradiert vom Kalifen?

Der Ex-Berliner Reda Seyam soll als Direktor des Bildungsbüros des sog. "Islamischen Staates" (IS) abgesetzt worden sein. Das berichteten irakische Medien bereits Ende 2015. Die Maßnahme weist auf wachsende Spannungen innerhalb der Führungsriege des IS hin.

Reda Seyam soll nicht mehr Direktor des Bildungsbüros des IS sein. Das berichtete die irakische Nachrichtenseite "Al Wasat" bereits Ende letzten Jahres. Laut einem anonymen Informanten soll Kalif und Chef des IS, Abu Bakr al-Baghdadi, Seyam den Posten entzogen haben.

Der Grund dafür: Aus den Geldhäusern des IS (auch "Bayt al-mal" genannt ) sollen mehrere Millionen US-Dollar spurlos verschwunden sein. Seyam, der im IS als "Zulqarnain" bzw. "Dhūl-Qarnain" bekannt ist, soll vom Kalifen dafür verantwortlich gemacht worden sein.

Laut aktuellen Informationen (Stand: 2020) soll Seyam mit dem in Mossul festgenommenen Shifa al-Nima alias "Abu Abdul Bari" eng zusammen gearbeitet haben. al-Nima soll Mufti des IS in Mossul gewesen sein, der laut irakischen Ermittlungsbehörden eine zentrale Rolle bei der Anordnung zur Verfolgung von Jeziden und Christen in der irakischen Provinz Nineveh eingenommen habe. 

So sagte al-Nima angeblich vor der Polizei aus, dass er im Jahr 2015 ins Bildungsamt geschickt worden sei und "eine enge Beziehung" zu Zulkarnain (Seyam) unterhalten habe, "einem in Ägypten geborenen Beamten, der Physik und Mathematik lehrte. Ich schlug ihm vor, dass er die Lehrpläne ändern sollte." Seyam soll schließlich durch einen Jordanier ersetzt worden sein.

Laut "Al Wasat" herrscht  in der irakischen Provinz Ninawa seit Monaten ein großes Chaos. Zunehmende Korruption und Desertierungen führender Mitglieder des IS machten der Organisation immer mehr zu schaffen. Gleichzeitig rücken kurdische und irakische Streitkräfte weiter auf die Provinzhauptstadt Mossul vor. 

Seyam galt als einer der einflussreichsten Ideologen und Propagandisten in der deutschen Salafisten-Szene. Ihm wurden in der Vergangenheit Kontakte in die weltweite Jihadisten-Szene nachgesagt, unter anderem auch zum früheren al-Qaida-Chef Osama Bin Laden. Im Bosnien-Krieg unterstützte er die "Mujahideen" gegen die serbische Armee. Amerikanische und deutsche Sicherheitsdienste warfen ihm ebenso die Verwicklung beim Bombenattentat auf Bali im Jahr 2002 vor. Damals starben 202 Menschen, die meisten von ihnen waren westliche Touristen.